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Miscalculations - original

By: JanusEris
folder Harry Potter › Slash - Male/Male › Harry/Draco
Rating: Adult ++
Chapters: 8
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Reviews: 14
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Disclaimer: I do not own Harry Potter, nor any of the characters from the books or movies. I do not make any money from the writing of this story.
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Kapitel 6








DisclaimHer: Nicht meins.



Miscalculations



6. Epoche des Otter





Von einem Moment auf den anderen krochen einige von Dracos alten Bekannten
aus den Löchern, in denen sie sich bei seiner ersten
Verhandlung versteckt hatten, und bezeugten, dass Draco neutral gewesen
war. Draco durchlebte seine Verhandlung in einem betäubten
Zustand. Es war wie ein surrealer Traum, es erreichte ihn nicht, dass
es wirklich passierte. Die Zauber auf ihm wurden
zurückgenommen, auch wenn niemand etwas gegen die Narben tun
konnte - Potters Wappen würde Dracos Brust im Gegensatz zu
Severus' für immer zieren. Dracos Erbe wurde ihm
zurückerstattet, zusammen mit einer massiven
Entschädigung. Draco schüttelte Grangers Hand, als sie
ihm eine formelle Entschuldigung aussprach. Die Blitzlichter der
Fotoapparate blendeten ihn fast. Eine nette Ministeriumsbeamtin
begleitete ihn zum Malfoy Herrenhaus und steckte ihm eine Karte zu -
falls er mal mit jemandem über alles reden wolle - fragte ihn
tausende sinnloser Fragen, die er nur einsilbig oder gar nicht
beantwortete und ging schließlich, ihn in einem leeren Haus
zurücklassend. Eine Hauselfe tauchte vor ihm auf und
quietschte in Tränen aufgelöst, wie
glücklich sie sei, dass ihr Herr endlich zurück sei. Draco starrte sie an und hörte ihrem Geheule zu, länger
als er jemals in seinem ganzen Leben einem heulenden Wesen
zugehört hatte, geschweige denn einer Hauselfe.

 

Erst in diesem Moment, inmitten der Eingangshalle des Herrenhauses,
holte die Wirklichkeit ihn ein. Er war kein Sklave mehr. Er war frei.
Der Satz klang seltsam fremd, als betreffe er eine andere Person.

In seinem Schock tat Draco etwas, was er nie zuvor getan hatte und auch
nie wieder tun würde - er umarmte die Hauselfe. Danach fragte
er sie, ob sie frei sein wolle. Sie starrte ihn einige Minuten
unbewegt aus tellergroßen Augen an, bis Draco
befürchtete, sie sei vor Schreck gestorben. Sie erwachte
allerdings schließlich aus ihrer Starre und schrie ihn an,
wie Leid ihr die lächerlichsten Dinge täten, bis dass
er ihr glaubwürdig versichert hatte, dass er nicht vorhatte
sie frei zu lassen und es auch niemals tun würde. Danach
schwor er sich, niemals wieder etwas in der Art zu versuchen, zur
Hölle mit Minister Granger.




Die nächsten drei Monate gewöhnte Draco sich langsam
wieder daran, dass er die Verantwortung für sein Leben
zurück hatte. Er brauchte nicht zu arbeiten. Die Malfoys waren
immer reich gewesen und die Entschädigung machte ihn nur noch
reicher. Er verbrachte einige Wochen damit, die Dokumente durchzugehen,
die sein Vater hinterlassen hatte. Er hatte einige Sitze in diversen
gesellschaftlichen Gremien geerbt, wie dem Gobstones- Club und dem
Hogwarts-Schulrat. Ihm gehörten außerdem Anteile
einiger lukrativer Firmen, zum Beispiel der Nimbus - Company. Darum
hatten sich jedoch schon immer die Anwälte seiner Familie
gekümmert. Draco rang sich schließlich dazu durch, mit
ihnen zu reden, nur um zu erfahren, dass alles in Ordnung war und er
mit jeder Minute reicher wurde. Beruhigend zu wissen.

 

Nachdem er sein inneres Gleichgewicht halbwegs wieder gefunden hatte,
stürzte Draco sich ins gesellschaftliche Leben. Er musste
erfahren, dass die Medien ihn zu einer Art tragischen Helden
hochgespielt hatten, einem armen Jungen der sich mutig seiner
bösen Familie widersetzt hatte, nur um in die Mühlen
der Politik zu geraten. Es war vollkommen von der Realität
entfernt, aber was kümmerte es ihn? Zauberer und Hexen
himmelten ihn an, und wenn sie Geschichten wollten, warum sie ihnen
nicht erzählen? Es ersparte ihm außerdem, sich mit
seiner Versklavung auseinanderzusetzen, da er einfach nur weiterspinnen
musste, was ihre Fantasie sich ausgemalt hatte.



Im Großen und Ganzen war er reich, berühmt, beliebt
und hatte nie einen Mangel an Bettpartnern. Sein Leben hätte
wundervoll sein können. Aber das war es nicht.



Draco fühlte sich ruhelos. Keiner seiner Partner stellte ihn
zufrieden. Sie erschienen ihm alle zu dumm, zu affektiert, zu farblos.
Sein Leben langweilte ihn, da er keine Verpflichtungen hatte.



Er hatte keine Ahnung, was mit Potter und Severus geschehen war. Am
Anfang hatte Severus ihm noch Briefe geschrieben. Draco hatte sie erst
einsilbig beantwortet, dann ungeöffnet beiseite gelegt, und
schließlich zurückgeschickt. Am Ende wurden sie
seltener, und stoppten schließlich ganz. Wann immer er
Bedauern darüber fühlte, unterdrückte er es.
Es war Vergangenheit, ein Teil seines Lebens der abgeschlossen war, und
den er bereit war, zu vergessen.



Draco hätte sich selbst davon überzeugen
können, dass er es vergessen hatte, wären nicht die
Träume gewesen. Nacht für Nacht starrte er in
grüne Augen, während die Peitsche ihn traf, und wenn
er morgens erwachte klang ein geflüstertes "mein Drachen" in
seinen Ohren nach. Mit wie vielen Leuten er auch schlief,
Männer oder Frauen, es brachte die Träume nicht zum
Verschwinden.



Aus purer Langeweile begann er schließlich, die Positionen,
die ihm sein Vater vererbt hatte, ernster zu nehmen. Er wurde zu einer
ständigen Präsenz im Ministerium und kletterte auf
der politischen Leiter nach oben. Sein Vater mochte viele Dinge gewesen
sein, aber Draco hatte ihn immer für einen brillanten Politiker
gehalten. Weswegen er nichts dagegen hatte, die Methoden anzuwenden,
mit denen sein Vater erfolgreich gewesen war. Gier und Laster waren
noch immer verbreitet wie eh und je, auch in einem Ministerium, das von
Hermine Granger geleitet wurde. Draco wusste mit Sicherheit, dass die
Ministerin ihn hasste, aber sie hatte nicht die geringsten Beweise
gegen ihn, und das würde auch so bleiben. Er war nicht umsonst
ein Slytherin.



Als es ihm ans Herz gelegt wurde, dass ein verheirater Mann mehr
Aussichten auf die lukrativeren Posten im Ministerium hatte, heiratete
er. Laetitia Farland. Sie war eine hübsche, wenn auch ein
wenig simple, reinblütige Hexe, deren einzige Ambition es war
reich und einflussreich zu heiraten und viele Kinder zu bekommen. Sie
war, auch wenn man es von Außen nicht merken mochte, ein
Unterschied wie Tag und Nacht zu seiner Mutter. Dracos Mutter war eine
intelligente, ehrgeizige Frau gewesen, die Kinder verabscheut hatte.
Ihr Leben und ihr Tod hatten sich um das reinblütige Ideal
gerankt. Sein Vater mochte ein loyaler Todesser gewesen sein, aber
seine Mutter hatte ihn in den Schatten gestellt. Der Unterschied
zwischen beiden war, dass seine Mutter niemals aufgeflogen war.
Vielleicht war sie zu klug… oder vielleicht mochte der
Dunkle Lord sie einfach zu sehr, um sie auf gefährliche
Missionen zu schicken. Voldemort hatte sie als Mutter des reinen Blutes
bezeichnet. Ironisch, seiner Meinung nach gab es nur eine Frau, die
noch weniger Mutter gewesen war als Narcissa, und das war ihre
Schwester Bellatrix.



Draco hatte nichts gegen Kinder, insbesondere da Laetitia sich um sie
kümmerte. Kinder waren gut für das Image. Die
Zaubererwelt hatte unter dem Krieg sehr gelitten und es galt als
verantwortungsbewusst, große Familien zu gründen.
Nicht, dass sie ihm nichts bedeuteten. Er hatte sich nie so stolz
gefühlt, wie als er seinen ältesten Sohn, Adrian, in
den Armen hielt. Es wurde nur übertroffen durch die Geburt von
Claudia, seiner Tochter. Es war nur so, dass er nicht viel mit Kindern
anzufangen wusste. Er stellte ein Kindermädchen ein, als
Laetitia nach der Geburt der Zwillinge, Marcus und Maximilian, sagte,
dass ihr die Arbeit ein wenig zuviel würde. Er kaufte, was
immer Laetitia sagte, dass sie es brauchten. Ansonsten war er viel zu
sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, um sich viel um sie zu
kümmern.



Er wurde eines der jüngsten Mitglieder in der Geschichte des
Zauberergamot. Wenn ein neues Gesetz in den Rat kam, dann wusste er es.
Zumeist wusste er auch, ob es durchkommen würde. Er wusste,
wer ein Interesse dafür und dagegen hatte. Er wusste, wer die
Gesetze machte. Mit achtundzwanzig Jahren konnte er
schließlich sagen, dass er seinen Vater überholt
hatte - in Einfluss, in Reichtum, in Familie - in allem.



o




"Ich habe genug."




Draco starrte in die blauen Augen seiner Frau und versuchte mit seinem
verschlafenen Gehirn zu verarbeiten, was sie sagte. "Was?"




Sie schüttelte ihre blondgefärbten Locken in
übersteigerter Entrüstung. "Ich habe dir vier Kinder
geboren und trage dein fünftes, und dennoch erwachst du noch
immer mit dem Namen eines anderen auf den Lippen. Wenn man Name dazu
sagen kann." Sie kräuselte die Lippen verächtlich.
"Ich habe genug."




Er gefror für einen Moment, dann bedachte er sie mit einem
kalten Blick. "Und das heißt? Willst du eine Scheidung?" Wenn
sie das wirklich wollte, hatte er einige ernsthafte Probleme. Er konnte
den Skandal nicht zulassen.




Sie starrte ihn verblüfft an. "Natürlich nicht! Ich
will getrennte Schlafzimmer."



"Ah, natürlich. Ich werde die Hauselfen später heute
benachrichtigen." Dem Himmel sei dank für simpel gestrickte
Naturen.



"Gut." Sie legte sich wieder hin, während er aufstand, um zu
frühstücken.



o




"Darf ich mit dir frühstücken, Vater?"



Draco sah auf den schwarz gelockten Kopf seiner dreijährigen
Tochter hinunter. Ihre Haarfarbe war ein Zeugnis für zwei
Generationen von Malfoy-Frauen, welche sich ihre Haare gefärbt
hatten.



"Du bist schon wach? Wo ist denn Shandra?" Das Kindermädchen
war bisweilen recht unzuverlässig.




"Schläft noch." Sie sah mit großen blauen Augen zu
ihm hoch. "Bitte, Vater? Ich mache keinen Ärger, ich
schwöre!"



Er lächelte unwillkürlich. "Also gut. Aber du musst
mir versprechen, dass du wieder in dein Zimmer zurückgehst,
wenn ich zur Arbeit muss. Ich schicke Blurry um nach dir zu sehen."




"Ich verspreche.", sagte das kleine Mädchen feierlich.



"Gut." Draco nahm sie auf den Arm und trug sie mit sich in den Speisesaal.
Die Hauselfen waren aufmerksam gewesen, der Tisch war für zwei
gedeckt. Er setzte Claudia in den Stuhl neben seinem, der auf der
Stelle wuchs, um sich ihrer Größe anzupassen.



Draco hatte erwartet, dass sie vor sich hin redete und um seine
Aufmerksamkeit rang, wie es Kinder zu tun pflegten, aber sie
saß nur still vor ihrem Teller, aß konzentriert ihr
Frühstück und ließ ihn in Ruhe den
Tagespropheten lesen. Als sie fertig gegessen hatte, faltete sie die
Hände in ihrem Schoß und sah sich um, aber
ließ ihn noch immer weiter lesen. Es war beinahe
unnatürlich für eine Dreijährige. Weswegen
er sie auch über den Rand seiner Zeitung beobachtete.



Schließlich war es Zeit für ihn, zur Arbeit zu gehen
und sie verabschiedete sich problemlos.



Am nächsten Morgen war sie wieder da. Draco dachte einen Moment
daran, sie wieder ins Bett zu schicken, aber konnte es
schließlich nicht übers Herz bringen. Also
gewöhnte er sich an, mit ihr zusammen zu
frühstücken.



o




Dracos vierter Sohn, Julius, wurde im Mai geboren. Laetitia zog nicht
wieder mit ihm in ein Zimmer zurück. Im Herbst entwickelte sie
ein plötzliches Interesse an Aethonans und verbrachte eine
Menge ihrer Zeit mit Ausritten. Es brauchte nicht viel
Spürsinn von Dracos Seite, um den Zusammenhang zu ihrem neu
eingestellten Pferdepfleger herzustellen. Draco wusste inzwischen, dass
ihr gieriges kleines Herz es nicht zulassen würde, dass sie
ihn verließ, also konnte es ihm egal sein.



Als ihr ältester Sohn sechs wurde, stellte Draco einen Hauslehrer
ein, welcher den Pferdepfleger ablöste. Dieses Mal warnte er
Laetitia, es vor den Kindern geheim zu halten. Sie war tatsächlich
schockiert darüber, dass er Bescheid wusste. Claudia hatte
ihre Intelligenz ohne Zweifel von ihrem Vater geerbt. Draco ließ
seine
Tochter an Adrians Stunden teilnehmen, da sie überaus
interessiert daran war, was ihr älterer Bruder lernte. Er war
beeindruckt, als er herausfand, dass sie die Titelzeilen des
Tagespropheten lesen konnte, weil sie ihn eines Tages danach fragte.
Sie verstand natürlich noch nichts von Politik, aber sie
hörte ihm aufmerksam zu, als er ihr erklärte, warum
Ministerin Granger eine närrische Person war. Das sprach in
seinen Augen enorm für ihre Intelligenz.



o




"Ich will wieder mehr ausgehen."




Draco starrte seine Frau ungläubig an. "Du willst was?"




"Ausgehen. Ich habe fast überhaupt kein gesellschaftliches
Leben. Die Kinder haben mich an das Haus gefesselt, aber Julius ist
schließlich schon zwei und wir haben Shandra. Gideon sagt
auch, dass mein Verstand ausgehungert ist."




Er verzog spöttisch das Gesicht. Ihr Verstand war nicht
ausgehungert, er war verhungert angeboren. "Und ich sollte mich
für den Sermon deines spatzenhirnigen Geliebten interessieren,
weil…?"



"Weil ich deine Frau bin, und dir mein Wohl am Herzen liegen sollte.
Außerdem ist Gideon nicht spatzenhirnig, er ist sehr klug. Er
spricht sieben Sprachen und hat einen Magister in Geschichte."



Draco rollte mit den Augen. "Eine Mindestvorrausetzung für einen
Vorschullehrer. Nicht dass es mich wirklich interessiert. Was willst du
denn? Dein Wohl ist mir das Allerhöchste. Was immer du willst,
ich kaufe es dir. Du hast ein Kindermädchen. Was willst du
denn noch?"




"Ich will ausgehen.", bestand sie starrköpfig.



Er seufzte. "Fein." Er blätterte in der gesellschaftlichen
Rubrik des Propheten und wählte das erste, worauf sein Blick
fiel. "Der Kongress europäischer Tränkemeister ist
dieses Wochenende. Sie geben eine Gala zu Ehren des neuen Vorsitzenden.
Hochklassige Gesellschaft, anregend für deinen Verstand und du
kannst eine sündteure neue Robe dafür schneidern
lassen."




"Du hast keine Einladung.", protestierte sie. Offensichtlich war das
nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.



"Glaub mir, Liebling, bis zum Wochenende habe ich eine."




Sie starrte ihn an, dann richtete sie sich energisch auf. "Dann muss
ich morgen zu Madame Malkin's gehen."




"Tu das, Liebling."




o




Am Donnerstag hatte Draco die notwendige Einladung zum Kongress. Sie
hatten natürlich nicht vor, wirklich an dem Kongress
teilzunehmen. Sie interessierten sich nur für die Gala, also
erschienen sie am Sonntag vornehm zu spät, nachdem der
Kongress bereits vorbei war.



Laetitias Robe war nicht nur teuer, sondern Dracos Meinung nach auch
ein Gipfel der Geschmacklosigkeit, aber Madame Malkin's hatte seine Frau
überzeugt, dass sie der neuste Schrei sei, also wer war er, zu
protestieren?



"Mister Draco Malfoy und seine Ehefrau Laetitia.", meldete der Mann am
Empfang sie an. Einen Moment lang herrschte Schweigen und alle starrten
sie an, als sie die Treppen hinunter gingen. Draco war dergleichen
natürlich gewöhnt, aber Laetitia schoss das Blut ins
Gesicht und sie senkte nervös den Blick.



"Sieh geradeaus.", flüsterte Draco ärgerlich. "Du
blamierst uns."



Sie zuckte zusammen und sah starr nach vorne, nervöser denn
je. Draco seufzte innerlich. Er hatte diese Gala nur um sie zu
ärgern ausgewählt, nun erkannte er, dass es eine sehr
schlechte Idee gewesen war. Die anwesenden Zauberer und Hexen waren ihm
zum großen Teil aus Journalen bekannt. Sie waren allesamt
sehr bekannte Tränkemeister. Einige von ihnen hatten ihre
Ehepartner dabei, aber etliche auch ihre Assistenten. Sie
würden Laetitia zerfleischen wie die Haie, besonders, wenn sie
bemerkten, dass sie nicht die geringste Ahnung vom Thema des Kongresses
hatte.



Sie setzten sich an ihre reservierten Plätze und Draco begann,
sich genauer umzusehen. In diesem Moment stand ein
glatzköpfiger alter Zauberer auf und klopfte an sein Glas,
woraufhin Stille eintrat.



"Willkommen verehrte Gäste.", begann der Mann, den Draco nach
kurzem Überlegen als Arsenius Jigger erkannte, seine Stimme durch
einen Sonoruszauber hervorgehoben. "Wir haben uns heute zur Ehre des
neuen Leiters unseres Kongresses versammelt. Seine Position wurde durch
herausragende Brillanz und einzigartige Arbeit erworben.
Begrüßen Sie mit mir: Harry James Potter."




Draco gefror. Die Anwesenden klatschten, wenn auch sichtlich
zurückhaltend. Eine Person am Kopf des Tisches stand auf und Draco fühlte sich, als wäre sein Blick gebannt.

Potter wirkte unverändert, als wäre nicht ein Tag seit ihrem
letzten Treffen vergangen. Die gleichen ungezähmten braunen
Haare, die gleichen grünen Augen. Er verbeugte sich in
Richtung der Anwesenden und machte dann eine abtuende Handbewegung.




"Genug davon, Arsenius. Kommen wir zu der Person, die das Lob wirklich
verdient hat."




Der alte Mann lächelte ihm zu und Potter setzte sich wieder.




"Richtig, kommen wir zu dem Mann, der diese Position für
Mister Potter ausfüllen wird, wenn er sie auch aus seinen
Umständen heraus nicht selbst annehmen kann. Ich habe vor
kurzem meinen hundertvierunddreißigsten Geburtstag gefeiert,
und doch kann ich von mir behaupten, in meiner Laufbahn kein zweites
Mal einem solch brillanten Geist begegnet zu sein.
Begrüßen Sie mit mir den Mann, der Wolfsbann
revolutioniert hat, den Erfinder von Laudandum, einen der begabtesten
Tränkemeister, dem ich je die Ehre hatte zu
begegnen… begrüßen Sie Severus Snape."


Diesmal war der Applaus deutlich enthusiastischer. Etliche Anwesende
erhoben sich und klatschten stehend Beifall. Draco sah Severus jetzt, er
saß direkt neben Potter. Nun erhob er sich zögernd.
Sein Pate hatte sich verändert. Sein Haar war nicht mehr
fettig, und länger, als Draco es in Erinnerung hatte. Es hatte
zahlreiche graue Strähnen. Zurückgehalten wurde es
von einem goldenen Diadem, in dessen Mitte sich das Potterwappen
befand. Er trug eine schwarze Robe, die jedoch den Hals deutlich frei
ließ. Das alles war jedoch nicht das Entscheidendste. Als er
aufstand, beruhigte sich der ganze Saal auf der Stelle. Severus hatte
schon immer eine beeindruckende Präsenz besessen, aber nun
umgab ihn eine Aura, wie Draco sie nur einmal zuvor in seinem Leben
gespürt hatte - bei Albus Dumbledore. Nicht unbedingt eine
Aura der Macht, sondern eine der Unantastbarkeit. Die Aura eines
Menschen, der sich seiner selbst vollkommen sicher ist, weil er
weiß, dass er alle um ihn herum weit überholt hat.
Severus lächelte. Vor Jahren hätte Draco das seltsam
gefunden, aber nun wirkte es völlig natürlich an ihm.




"Ich danke Ihnen.", sagte er. Seine Stimme war noch immer so
beeindruckend, wie Draco sie in Erinnerung hatte und trug noch mehr zu
seinem Erscheinungsbild bei. "Seit meiner frühesten Kindheit
waren Zaubertränke meine Leidenschaft. Ich wurde von diesem
Pfad abgebracht - durch Umstände, mit denen sicher die meisten
von ihnen vertraut sind. Umso dankbarer bin ich, dass ich nun, in der
zweiten Hälfte meines Lebens, in der Lage bin, meiner
Bestimmung nachzukommen. Viele Leute haben mich darin
unterstützt, etliche, ohne die ich heute nicht hier
stünde. Ich möchte nur einigen von ihnen danken.
Zunächst gilt mein Dank Albus Dumbledore, ohne dessen
beständige Hilfe und Vertrauen mein Leben sicher anders
verlaufen wäre. Des Weiteren danke ich Remus Lupin, ohne den
meine Arbeit an Wolfbann unmöglich gewesen wäre. Aus
ähnlichen Gründen danke ich Frank und Alice
Longbottom, sowie ihrem Sohn Neville, die mir die Perfektion von
Laudandum ermöglichten. Ich danke dem Vorstand dieses
Kongresses, der mir die Übernahme dieser Position trotz meines
Status ermöglicht. Ich danke Mrs. Tatjana Potter für
ihre Assistenz und Hingabe. Zuletzt und vor allem jedoch danke ich
meinem Herrn, Harry Potter, für seine nicht endende
Unterstützung. Etliche Jahre meines Lebens wurde meine
Existenz von anderen bestimmt. Er hat mir schließlich die
Freiheit gegeben, das zu werden, was ich wirklich bin, und
dafür danke ich ihm."




Severus verbeugte sich in Potters Richtung. Potter wirkte hochgradig
verlegen und schien in seinem Stuhl versinken zu wollen.



Severus grinste. "Nun, Mister Potter… Sie können
Ihre Fans nicht im Stich lassen. Wenn Sie die Aufmerksamkeit auf mich
lenken, bin ich gezwungen, die Gefälligkeit zu erwidern."




Einige im Publikum lachten.



"Du genießt es doch nur, mich in Verlegenheit zu bringen,
Severus.", entgegnete Potter.



Severus legte die Hand über sein Herz. "Ich bin ertappt.
Können Sie glauben, dass ich jeden Tag mit diesem Bengel
zusammenleben muss? Es ist ein Wunder, dass wir beide so lange
überlebt haben, wirklich. Und ich rede nicht von
Tränkeexplosionen." Ihm fiel auf, dass Severus ein seltsames
Armband trug, das mit zwei schmalen Ketten mit einem Ring an seinem
Mittelfinger verbunden war. Es war golden, wie das Diadem.



Die Zuhörer lachten erneut.



Severus lächelte amüsiert. "Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit und will Sie nun nicht länger
vom Büffet abhalten. Schließlich wissen wir alle,
dass das der wirkliche Grund ist, aus dem Sie hier sind."




Einige protestierende Rufe ertönten, gemischt mit Applaus und
Gelächter. Draco war verblüfft. Er hätte es nie
zuvor für möglich gehalten, dass Severus Snape offen
sein Amüsement zeigte, geschweige denn andere dazu animierte,
über ihn zu lachen. Außerdem kam er inzwischen
anscheinend glänzend mit Potter zurecht. Nicht zu reden von
Lupin! Und Longbottom!



Draco schien seinen Blick nicht von den beiden wenden zu können.
Er fragte sich, wo Potters Frau war, offensichtlich war sie nicht hier.
Potter war verheiratet. Es überraschte ihn, wie zornig ihn der
Gedanke machte. Natürlich war Potter verheiratet. Es waren
zehn Jahre vergangen, auch Potter musste daran denken, seine Linie
weiter zu führen. Wahrscheinlich war sie eine herzensgute,
unsterblich in Potter verliebte Hexe und zuhause warteten eine Reihe
Mini-Potters auf ihn. Was beim Hades kümmerte es ihn?




Draco aß sein Essen missmutig und ignorierte Laetitias Versuche,
ihn in eine sinnlose Unterhaltung zu verwickeln. Schließlich
begann die Musik und Draco tanzte einen pflichtgemäßen
Tanz mit ihr. Danach setzte er sich wieder und ließ seinen
Blick über die Gäste wandern. Sie versuchte
vergeblich ihn zu einem weiteren Tanz zu bewegen und ging
schließlich ärgerlich, um mit jemand anderem zu
tanzen. Es kümmerte Draco nicht. Er weigerte sich, sich
einzugestehen, dass er den ganzen Abend nichts anderes getan hatte als
Potter zu beobachten. Er sah genauso aus wie in Dracos
Träumen. Draco musste sich gewaltsam daran erinnern, dass Potter
nicht diese Person war. Diese Person war nur ein Produkt seiner
Fantasie. Er hasste es, dass seine Gedanken sich nicht davon
lösen konnten. Wenn er gewusst hätte, dass Potter
hier war, wäre er niemals gekommen.



Potter tanzte eine Weile mit verschiedenen Partnern und unterhielt sich
danach mit den Gästen. Severus war schon die ganze Zeit in
Gespräche mit den anderen Tränkemeistern vertieft.



Draco raffte sich schließlich auf und ging zu Severus
hinüber. Es war seine Pflicht, ihn zu
beglückwünschen. Es würde seltsam wirken,
wenn Draco es nicht tat, und mit Sicherheit war die Presse anwesend.



Severus wirkte nicht überrascht, als Draco auf ihn zu trat. Er
musste ihn schon vorher bemerkt haben. Erst als Draco vor ihm stand, wurde
ihm bewusst, dass er nicht wusste, wie er ihn anreden sollte.



"Guten Abend, Severus.", sagte er schließlich, die Hand
ausstreckend. "Ich gratuliere dir zu deiner neuen Stelle."




Severus ergriff Dracos Hand. Sein Händedruck war
merkwürdig kraftlos. Es verwunderte Draco, bis ihm klar wurde,
dass das Armband daran schuld war. Es hinderte Severus daran, die
Finger normal zu bewegen.



"Vielen Dank, Mister Malfoy. Es ist allerdings nicht meine Stelle, wie
Sie sicher mitbekommen haben. Ich fülle sie lediglich aus."




"Das ist es, was ich meinte."




"Natürlich. Wenn Sie erlauben…" Severus entzog ihm
sanft seine Hand. Erst da wurde Draco klar, dass er sie noch immer hielt.




"Sicher. Entschuldigung.", sagte er hastig. Er zog seine Hand
zurück, als hätte er sich verbrannt.



"Keine Ursache." Severus schwarze Augen musterten ihn. Es kam Draco vor,
als sähen sie direkt in seine Seele. Er wandte sich
unbehaglich ab.



"Es tut mir leid, dass ich dir nicht zurück geschrieben habe.
Ich war sehr beschäftigt…" Draco bereute jedes Wort,
sobald es seinen Mund verließ. Er machte einen vollkommenen
Narren aus sich.



Severus neigte den Kopf ein wenig zur Seite. "Das dachte ich mir
bereits, Mister Malfoy. Es gab sicher viele Dinge, die Sie
beschäftigt haben."




"Du kannst mich ruhig duzen.", sagte er ungewollt.




Severus lächelte flüchtig. "Das wäre kaum
angemessen. Entschuldigen Sie mich… Meine Anwesenheit wird
an Mister Jiggers Tisch verlangt."




Er ließ Draco stehen. Es war Jahre her, seit das zuletzt jemand
getan hatte. Einen Moment lang war Draco einfach sprachlos. Dann wurde ihm
klar, dass er sich tatsächlich vollkommen zum Narren gemacht
hatte, und seine Verblüffung wandelte sich in Ärger.



"Mister Malfoy… Ich muss sagen, es ist eine
Überraschung."




Draco fuhr herum und sah sich dem Mann gegen über, dem er in
seinem Leben nie mehr hatte begegnen wollen.



"Erstaunlich, dass man sich auf diese Weise wieder begegnet."
Grüne Augen bohrten sich in ihn.



"Potter.", spie er. Draco zitterte leicht, und er hasste Potter
dafür. Für die Gefühle, die er in ihm wach
rief. Für einfach alles. "Wie ich sehe, ist dir zu
gratulieren. Man hat lange nichts von dir gehört. Du musst
verzweifelt sein, wenn du deinen Sklaven brauchst, um an Aufmerksamkeit
zu gelangen."




Potters Blick wurde von einer Sekunde zur nächsten eisig. Er
trat auf ihn zu und er wich zurück.




Draco hatte das unsinnige Bedürfnis, vor ihm auf die Knie zu
fallen und sich zu entschuldigen.



"Habe ich etwa einen Nerv getroffen?", spottete er stattdessen. Er
ballte die Fäuste, um sein Zittern zu unterdrücken. Erbärmlich!,
schrie seine innere Stimme, die sich bemerkenswert wie sein Vater
anhörte. Sieh dich an! Du bist eine
Schande…





Potter beugte sich zu ihm vor, außer sich. "Komm mit! Wir
müssen uns unterhalten!"




Draco folgte ihm ohne nachzudenken. Erst als sie den Saal verlassen hatten
wurde ihm klar, was er tat. Er wollte umkehren, aber Potter packte ihn
und stieß ihn in einen Seitenraum. Es war ein leerer
Büroraum.



"Was willst du, Potter?", fauchte er. Er versuchte, das Gefühl
der Lähmung zu ignorieren, das von ihm Besitz ergreifen
wollte. "Kannst du keine Kritik mehr vertragen? Man sollte glauben,
durch Severus wärst du daran gewöhnt. Andererseits,
kritisiert er dich überhaupt noch? So wie es aussieht, hast du
ihn ja zu einem willenlosen Spielzeug erzogen."




Potter ohrfeigte ihn, so dass Draco gegen die Wand hinter ihm fiel.



"Wie kannst du es dir anmaßen!", zischte Potter
wütend. "Zehn Jahre lässt du nichts von dir
hören, nach allem was er für dich getan hat, und nun
tauchst du hier auf und beleidigst ihn? Es kümmert mich nicht,
was du über mich sagst, aber du hast kein Recht…
kein Recht seinen Namen in deinen schmutzigen Mund zu nehmen!"




Draco wollte etwas Sarkastisches entgegnen, aber seine Stimme versagte.
Seine Gefühle waren in Aufruhr. Das Blut rauschte in seinen
Ohren.



"Was ist los, Malfoy?", fragte Potter, auf ihn zutretend. Er
stützte die Hand neben Draco an der Wand ab. "Sind dir die Worte
im Hals stecken geblieben?"




Draco schloss die Augen. Potter war so nah, dass Draco seinen Geruch wahrnehmen
konnte. Er roch genau wie in seinen Träumen. Hitze breitete
sich in ihm aus und Draco ballte ein weiteres Mal die Fäuste, um
sich unter Kontrolle zu bekommen. Umsonst.



"Vergebt mir.", flüsterte er ungewollt. Seine innere Stimme
schrie.



Harry gefror. "Was?"




Draco sah ihm nicht in die Augen. "Verg…ib mir.",
würgte er hervor. Er schaffte es, es wenigstens ein wenig zu
beeinflussen. "Es tut mir Leid, bitte vergib mir."




Sein Herz raste so schnell, es kam ihm vor als wolle es zerspringen.




"Draco…", sagte Harry unsicher. "Was ist los?"




Draco schaffte es nicht, ihn anzusehen. Er hatte das Gefühl, wenn
er ihn ansah, wäre er verloren. Verdammt für immer.



"Vergib mir.", wiederholte er. "Vergib mir, vergib mir…" Er
rutschte an der Wand nach unten und umschlang seine Knie. Auch ohne ihn
anzusehen konnte er Harrys Blick auf sich fühlen. Draco
fühlte sich beschmutzt, zerbrochen jenseits aller
Instandsetzung. Erbärmlich!, zischte seine
innere Stimme. Widerlich! Eine Schande! Schwach! Wertlos!
Er zitterte.




"Draco…", wiederholte Harry. Seine Stimme klang belegt.



Eine Hand legte sich auf Dracos. "Sieh mich an. Bitte, sieh mich an."



Entgegen besseres Wissen sah Draco auf. Er sah in grüne Augen und
fühlte, wie er darin ertrank. Er konnte sich nicht dazu
bringen, es zu bedauern. "Du hast mich zerstört.",
flüsterte er.



"Ich habe dich gerettet.", protestierte Harry.



Draco lächelte melancholisch, bitter. "Auch das. Am Ende verneige
ich mich vor dem Besseren."




"Was meinst du damit?", fragte Harry verwirrt.




Draco schob sich auf die Knie. "Wir hassen uns. Wir haben uns immer
gehasst. Das ist eine der wenigen Konstanten in meinem Leben."




Er sah zu Harry hoch. Harry sah verstört auf ihn hinunter.



Draco wollte nichts mehr, als ihn zu berühren, aber er wusste,
das war unmöglich. "Geh.", sagte er. "Richte deiner Frau meine
Grüße aus."




Harrys Gesichtsausdruck wurde, wenn überhaupt, noch
verwirrter. "Ich verstehe nicht…"




Draco sah zur Seite. "Natürlich nicht. Wann hast du jemals
irgendetwas verstanden?"




"Es ist zehn Jahre her.", sagte Harry. "Du kannst nicht… Es
ist zehn Jahre her!"




"Ich weiß.", erwiderte Draco. "Du hast Recht. Geh bitte."


Harry rang sichtlich mit sich. "Nein.", sagte er dann. Er trat zu ihm
und vergrub eine Hand in seinen Haaren. "Ich werde nicht gehen."




Draco schloss die Augen und genoss das Gefühl, sein Stolz
vergessen. Alles was er geworden war zählte plötzlich
nicht mehr.



"Ich liebe dich.", flüsterte er.



Harry fiel vor Draco auf die Knie und starrte ihn an. Dann beugte er sich
vor und küsste ihn. Er schmeckte wie in Dracos
Träumen.



Träume, die ihn zehn Jahre lang jede Nacht verfolgt hatten.
"Ich hasse dich.", flüsterte Draco.




"Ich liebe dich auch." Harry schluchzte und Draco nahm ihn ungeschickt in
den Arm. Dabei vergrub er seinen Kopf an Harrys Hals und genoss das
Gefühl seiner Haut. Aber eine eindringliche Stimme in ihm
bestand noch immer darauf dass es falsch und unmöglich war.




"Geh, Potter.", flüsterte er erstickt. "Geh nach Hause. Dies
hier hat keine Zukunft."




"Du bist auch verheiratet.", brachte Harry hervor.



Draco lachte harsch auf. "Ein notwendiges Übel. Unser Hauslehrer
weiß mehr Qualitäten an meiner geliebten Gemahlin zu
entdecken als ich. Nein, Potter, um meine Frau solltest du dir keine
Sorgen machen. Bei dir ist es etwas anderes. Geh nach Hause zu deinen
grünäugigen kleinen Kindern und vergiss, dass wir uns
gesehen haben. Ich bin Gift. Sicher hat dir deine Schlammblut-Freundin
das gesagt."




"Deine Beleidigungen verlieren an Gewicht, wenn man weiß,
dass du sie nicht meinst.", entgegnete Harry. "Es gibt keine
grünäugigen Kinder. Tatjana und ich… es
ist ein wenig kompliziert, aber du kannst mir glauben, dass unsere Ehe
keine Rolle spielt."




Sie starrten sich einen Moment an, dann stand Harry ruckartig auf.
"Wenn überhaupt einer von uns Gift ist, dann bin ich es. Wir
hätten uns niemals wieder sehen dürfen.
Wahrscheinlich war es das Beste, dass du uns gemieden hast. Du kannst
mich nicht lieben. Wie kannst du mich lieben?"




"Ich tue es einfach." Es tat weh, das einzugestehen. "Du hast mich
zurückgewiesen. Weist du mich schon wieder zurück? Du
musst dich schon entscheiden. Liebst du mich, oder spielst du nur mit
mir?" Draco fühlte den vertrauten Ärger in sich
aufsteigen, aber blieb knien. Er fühlte sich
erschöpft, ausgelaugt.



"Ich habe dich immer geliebt.", sagte Harry tonlos. "Ich wollte, dass
du mich hasst. Du hättest mich sonst nie verlassen."




"Also hast du mich zurückgewiesen?", sagte er
ärgerlich. "Ist es dir jemals in den Sinn gekommen, dass ich
dich nicht verlassen wollte?"




"Um für immer mein Sklave zu sein?", fauchte Harry. "Du warst
nur noch ein Schatten deiner selbst. Du hast es selbst gesagt: Du
hättest alles getan, was ich von dir verlangt hätte.
Ist das wirklich das Leben, das du wolltest?"




"Gut zu wissen, dass du mit Severus über alles redest.",
entgegnete Draco zornig. "Vielleicht nicht. Aber du hast mir niemals die
Wahl gelassen, oder?"




"Du warst nicht in der Lage, eine Wahl zu treffen!", schrie Harry. "Ich
habe das ganz allein für dich getan!"




Draco ballte die Fäuste und schloss die Augen. Ein Teil von ihm
wusste, dass Harry Recht hatte. Dennoch, er war grenzenlos
wütend auf ihn. Umso mehr, da er fühlte, dass er
dabei war, ihn erneut zurück zu weisen. "Bin ich deiner
Meinung nach jetzt dazu in der Lage?", zischte er. "Oder triffst du
noch immer die Entscheidung für mich?"




"Du weißt ja nicht, was du da verlangst!", rief Harry. "Du
willst keine Beziehung mit mir, glaub mir! Du hast keine Vorstellung
davon, auf was du dich einlässt."




"Dann sag es mir.", erwiderte er kalt. "Lass mich selbst entscheiden,
was ich will und was nicht."




"Ich kann mich nicht für dich verändern.", entgegnete
Harry.




"Habe ich das verlangt? Ich will nur, dass du mir sagst, was du willst.
Das ist alles."




"Was ich will?", fragte Harry heiser. Er trat vor ihn und vergrub seine
Finger in Dracos Haaren, diesmal so fest, dass es schmerzhaft war. "Du
willst wirklich wissen, was ich will, mein Drachen?"




Ein Schauer durchlief Draco und sein Puls beschleunigte sich. "Ja.",
flüsterte er.



Harry starrte ihm in die Augen. "Ich will dich. Ich habe dich immer
gewollt. So wie jetzt, auf den Knien. Weißt du, wie
köstlich dieser Anblick für mich ist?"




Er zog Dracos Kopf nach vorne, so dass sein Gesicht gegen seinen
Unterleib gepresst wurde. Draco konnte spüren, dass Harry unter
seiner Robe hart war.



"Ich habe dich damals begehrt, doch nun begehre ich dich noch mehr. Ja,
Hermine hat mir von dir erzählt. Du hast die Macht deiner
Familie zurückerobert, nicht wahr? Weißt du, warum
es soviel mehr Spaß macht, einen Bären zu jagen, als
ein Reh?"




Draco bekam keine Luft mehr. Zu Beginn hatte er sich bemüht, sich
nicht gegen Harry zur Wehr zu setzen, aber nun übermannte ihn
sein Instinkt und er versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Nur
um zu merken, dass Harry stärker war als er.



"Weil es sehr viel befriedigender ist, etwas Stolzes und
Mächtiges zu unterwerfen."




Draco kämpfte erfolglos gegen ihn an. Sein Herz schlug heftig
gegen seine Brust und schließlich begannen Lichtpunkte hinter
seinen Schläfen zu tanzen. Plötzlich versteifte Harry
sich und ließ ihn abrupt los. Draco rang nach Atem und sog
gierig die Luft in seine Lungen. Er zitterte, doch zugleich kurvte eine
vertraute Hitze in ihm. Hiervon hatte er nie geträumt, aber es
hätte gut sein können. Als er wieder zu sich kam, sah
er, dass Harry ebenfalls heftig atmete. Er hatte rote Flecken auf den
Wangen.



"Ist es das, was du willst?", keuchte Harry. "Willst du dich in die
Reihe meiner Liebhaber gesellen? Bisher hat es keiner lange
ausgehalten."




Ein Stich unsinniger Eifersucht durchfuhr Draco, aber er ignorierte ihn.
"Zehn Jahre lang habe ich jede Nacht von dir geträumt.", sagte
er. "Meine Frau weigert sich, mit mir zu schlafen, weil ich mit deinem
Titel auf den Lippen aufwache."




"Meinem Titel?", stammelte Harry mit großen Augen.




Draco kroch auf allen vieren zu ihm. "Ja, Herr, Eurem Titel."




Harry wich zurück und Draco folgte ihm, bis Harry gegen die Wand
stieß. Vor seinen Füßen blieb er knien.
"Ich will dir dienen, wie immer du willst.", sagte er heiser. Die
protestierende kleine Stimme in ihm zitterte und erstarb. Zum ersten
Mal seit Jahren hatte er das Gefühl, das Richtige zu tun, und
als er weiter sprach, wusste er, dass er die absolute Wahrheit sagte.
Die Wahrheit unter all den Lügen, die er und andere aufgebaut
hatten. "Nicht, weil du mich gebrochen hast. Nicht, weil ich dein
Sklave war. Nicht einmal, weil ich dich liebe. Nur, weil es mich
fühlen lässt wie nichts anderes es kann. Fass mich
an, Harry. Kannst du die Hitze in mir fühlen? Kannst du
fühlen, wie schnell mein Herz schlägt? Kannst du
fühlen, wie schmerzhaft ich dich begehre?"
Er presste sich gegen Harrys Beine und ließ dabei
demonstrativ die Hände hinter dem Rücken.



"Gott, mein Drachen.", stöhnte Harry. Es sandte einen Schauer
durch Dracos Körper, den Harry fühlen musste, so nah
wie er ihm war.



"Weis mich nicht erneut zurück.", sagte Draco heftig. "Das ist
das einzige, was ich jemals von dir fordern werde. Weis mich nicht
zurück."




Harrys Hand vergrub sich in seinen Haaren. "Das heißt Herr,
mein Drachen."




"Ja, Herr.", sagte Draco atemlos.



"Was immer ich tue, wenn du mich Meister nennst, werde ich
aufhören."




"Ja, Herr."




"Unser Verhältnis wird geheim bleiben. Für alle
Außenstehenden können wir als Freunde gelten, aber
nicht als Liebhaber. Die Ausnahme sind Tatjana und Severus, aber nur,
wenn du einverstanden bist."




Der Gedanke, dass Harrys Frau davon erfahren sollte beunruhigte Draco ein
wenig, aber er unterdrückte seinen Widerwillen. "Was immer Ihr
für das Beste haltet, Herr."




Harry zog Dracos Kopf nach hinten, so dass er zu ihm aufsah. "Nein. Ich
will, dass du es entscheidest. Das ist die letzte Regel. Wenn es um Sex
geht, sind wir Herr und Sklave, aber nirgends sonst."




Draco nickte zögernd. Er war sich nicht ganz sicher, wozu diese
Situation zählte. "Severus kann Bescheid wissen, aber willst
du es wirklich deiner Frau sagen?"




"Wenn wir uns in meinem Haus treffen, ist es einfacher, wenn sie
Bescheid weiß. Vertrau mir, es wird ihr nichts ausmachen."




"Wir können uns auch bei mir treffen, aber meine Frau lassen
wir besser im Unklaren. Es würde ihr zwar egal sein, aber ich
vertraue ihrer Diskretion nicht."




Harry hatte sich gegen die Wand gelehnt und strich mit einer Hand durch Dracos Haare. "Ihr lebt getrennt?"




"Sie hat ihren Flügel, ich meinen. Solange sie uns nicht in
einer komprimierenden Situation überrascht wird ihr nichts
auffallen."




"Gut.", sagte Harry nachdenklich. "Wir können ‚Sex'
dann auf unsere jeweiligen Schlafzimmer eingrenzen."




"Und das gelegentliche Bürozimmer.", entgegnete Draco mit einem
leichten Grinsen. Er war seltsam unwillig aufzustehen um seinen Status
als Gleichgestellter wieder in Anspruch zu nehmen. Er war zufrieden, zu
Harrys Füßen zu knien, zumindest für den
Augenblick.




"Und das gelegentliche Bürozimmer.", wiederholte Harry
zustimmend. Dann seufzte er. "Ich befürchte, man wird uns
bereits vermissen. Ohne Zweifel haben sie uns gehen sehen."




"Ja." Draco schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen Harrys
Oberschenkel. "Wir können ihnen sagen, dass wir unsere
Meinungsverschiedenheiten beigelegt haben, und dass wir uns nun als
Freunde betrachten."




"Tun wir das?", fragte Harry. "Ich meine, abgesehen vom Sex?"




Draco lächelte schief. "Mach dich nicht lächerlich."
Harry verspannte sich ein wenig. Er war so vorhersehbar. "Ich liebe
dich. Ich würde mich niemals mit einer bloßen
Freundschaft zufrieden geben." Harry entspannte sich und er lachte
leise.




"Flegel.", meinte Harry gutmütig. "Wenn wir nicht in den Saal
zurück müssten, würde ich dich für
deine Frechheit bestrafen."




Draco schauderte wohlig. "Ein anderes Mal."




"Ja.", sagte Harry heiser. "Ein anderes Mal. Besuchst du mich
nächstes Wochenende?"




"Lebst du noch immer in Godrics Hollow?"




"Ja. Ich habe dich nie aus den Schutzzaubern herausgenommen."




Draco drückte sich näher gegen ihn. "Dieser Ort bringt
einige schlechte Erinnerungen mit sich. Ist dein Raum…"




"Nein. Nein, ich bin in ein anderes Zimmer gezogen."




Draco atmete tief durch. "Dank sei Merlin. Es ist nicht so, dass ich alles
gehasst habe, was du mit mir getan hast.", fügte er dann
hastig hinzu. "Es ist nur…"




"Schsch.", unterbrach ihn Harry. "Ich weiß. Ich habe den Raum
danach auch abgelehnt."




Draco nickte stumm und atmete noch einmal Harrys Geruch ein, dann stand er
auf. Sie sahen sich einen Moment lang schweigend an, dann streckte
Harry zögernd die Hand aus und strich über Dracos
Wange. Draco lehnte sich unwillkürlich der Berührung
entgegen.



"Lass uns gehen.", sagte Harry mit Bedauern in der Stimme.




Draco seufzte und nickte. "Es ist nur eine Woche. Was ist eine Woche
gegenüber zehn Jahren?"




Harry lächelte flüchtig. "Das ist wahr."




Draco sprach einen Zauber, um sein Erscheinungsbild wieder in Ordnung zu
bringen und sah aus den Augenwinkeln, dass Harry das Gleiche tat. Dann
verließen sie den Raum um in den Saal zurück zu
kehren.






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