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Harry Potter › Slash - Male/Male › Harry/Draco
Rating:
Adult ++
Chapters:
8
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3,435
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Harry Potter › Slash - Male/Male › Harry/Draco
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Disclaimer:
I do not own Harry Potter, nor any of the characters from the books or movies. I do not make any money from the writing of this story.
Kapitel 4
DisclaimHer: Nicht meins.
Miscalculations
4. Wo Drachen hausen
Severus POV
Draco schlief. Potter lag neben ihm
und strich
gedankenverloren durch seine Haare. Ein kleines, wenn auch ein wenig
trauriges
Lächeln lag auf seinen Lippen und er schien völlig
versunken in das Bild seines
Liebhabers zu sein. Die beiden boten einen friedlichen, fast
romantischen
Anblick… So vollkommen und gleichzeitig so unglaublich weit
von der Realität
entfernt.
Draco schlief nur dank eines
Schlaftrunks. Die Decke, die
Potter über ihn gebreitet hatte, konnte nicht alle der roten
Striemen
verdecken, die nur langsam unter dem Einfluss des Heiltranks
verschwanden. Wie
die beiden es verlangt hatten, hatte Severus einen Trank entwickelt, der
zwar die
Schmerzen linderte, aber die Wunden sichtbar ließ. Er
brauchte einige Zeit, um
wirksam zu werden, darum schlief Draco nach einer besonders heftigen
Strafe.
Als Potter den Kopf hob, um ihn
anzusehen, sah Severus die
Mischung aus Verzweiflung und Sorge in seinem Blick. Es
überraschte ihn immer
wieder, wie offen Potter in seiner Gegenwart mit seinen
Gefühlen geworden war.
Vielleicht lag es daran, dass es ihm leichter fiel, seinen inneren
Schutzschild
gegenüber jemand Machtlosem abzulegen. Vielleicht war es aber
auch nur die
Tatsache, dass er nirgendwo anders er selbst sein konnte. Es konnte
wohl kaum daran
liegen, dass er Severus als einen Freund ansah, denn das waren sie nicht.
Severus' Gefühle Potter gegenüber lagen irgendwo zwischen dem,
was er für Voldemort und
für Dumbledore empfunden hatte – beide waren in
gewisser Weise seine Herrn
gewesen, und beiden hatte er es auf gewisse Weise übel
genommen – auch wenn er
den Dunklen Lord erst idealisiert und dann gehasst hatte,
während Dumbledore
sich seinen Respekt verdient hatte. Er respektierte Potter
dafür, dass er sich
wirklich um Draco sorgte, aber er wusste nicht, welche Form diese Sorge
annahm.
Potter war ein Narr, wenn er nicht wusste, wie sehr ein Teil von Severus
ihn noch
immer verabscheute. Nein, noch immer war nicht der richtige Ausdruck.
Früher
hatte er ihn verabscheut, weil er ihn für ein Ebenbild seines
Vaters gehalten
hatte. Nun verabscheute er ihn um seiner selbst willen.
„Ich hasse die
Überwachung.“, sagte Potter plötzlich.
„Ich
hasse das Ministerium dafür, dass es Percy Weasley so blind
folgt. Aber am
meisten von allem hasse ich Percy. Wenn ich etwas gegen sie tun
könnte, ohne
alles zu gefährden, was mir etwas bedeutet, würde ich
sie in einem
Wimpernschlag vernichten.“
Sein Tonfall ließ Severus
ungewollt erschaudern. Er schluckte.
„Und wie… würden Sie das tun?“
Potter starrte ihn an, dann ging sein
Blick in die Ferne und
wurde kalt. Die ganze Zeit hörte seine Hand nicht auf,
über Dracos Haar zu
streicheln. „Ich habe einst am Grab meiner
Freunde… am Grab meiner Familie…
geschworen, dass ich die mir gegebene Macht nie missbrauchen
würde wie… andere…
es getan haben. Ich habe geschworen, Voldemort zu vernichten und danach
ein
normales Leben zu leben, mich nicht länger einzumischen,
aber…“
„Es war die richtige
Entscheidung.“, sagte Severus hastig. Er
fürchtete sich plötzlich davor, dass Potter diesen
Satz beendete.
„Ja. Ja natürlich,
das war es.“ Potter sah auf Draco
herunter. Seinen Worten fehlte die Überzeugung. Es klang, als
wollte er sich
selbst zu etwas überreden, an das er nicht wirklich glaubte.
„Es spielt ohnehin
keine Rolle.“, sagte er dann. „Ich schwor einen
Zauberereid. Breche ich ihn,
bin ich für immer verdammt. Ich könnte ebenso gut ein
Einhorn töten.“ Er lachte
rau.
Severus widerstand der Versuchung, von Potter
wegzurücken. Es hätte
ihm klar sein müssen, dass Potter nicht nur ein normaler
Zauberer war. Trotz
all dem Gerede von Dumbledore über die Macht der Liebe und
Hoffnung war es
offensichtlich, dass ein normaler Zauberer niemals den Dunklen Lord
besiegt
hätte. Nein, Potter musste mächtig sein, zumindest so
mächtig wie Voldemort
gewesen war. Er sollte wirklich nicht überrascht davon sein.
Dennoch, so viel
Macht in den Händen eines Menschen, wie Potter es geworden
war… Selbst wenn es
ihn von seinem Schicksal befreien mochte, Severus betete zu allen ihm
bekannten
Mächten, dass Potter diesen Eid niemals brechen
würde.
„Sie können doch
auch Einfluss nehmen, ohne Ihre besonderen
Fähigkeiten zu benutzen.“, sagte er
zögernd. „Ihr Eid bezog sich nicht auf den
Einfluss, den Sie durch Ihren Ruhm besitzen, oder? Außerdem
sind Sie noch immer
der Leiter des Ordens…“
Potter schüttelte langsam
den Kopf. „Das stimmt zwar, aber
ich kann mich dem Ministerium nicht offen entgegenstellen, dazu steht
zu viel
auf dem Spiel. Was den Orden angeht… Das Ministerium
weiß darüber Bescheid. Im
letzten Kampf sind alle Tarnungen gefallen, auf beiden Seiten. Sie
müssten dumm
sein und weit weniger paranoid als sie sind, um mich nicht in dieser
Hinsicht
zu überwachen. Ich mag zu einem gewissen Grad ihr Vertrauen
gewonnen haben,
aber sie betrachten mich noch immer als eine mögliche
Bedrohung.“
„Es muss doch Wege
geben.“, sagte Severus ärgerlich. „Dumbledore
war auch immer eine Bedrohung für sie, und dennoch ist es ihm
gelungen.“
„Wusstest du, dass Minerva
und Albus ein Paar waren?“,
fragte Potter zusammenhanglos.
Severus wurde durch den
plötzlichen Themenwechsel etwas aus der
Bahn geworfen. „Natürlich. Allen Mitgliedern des
Kollegiums war das bekannt.“
„Sie hat ihn sehr geliebt,
nicht wahr?“, meinte Potter mit
einem sardonischen Unterton. „Sie scheint ihn so sehr geliebt
zu haben, dass
sie ohne ihn unfähig ist, eine Entscheidung zu treffen.
‚Ich bin nicht Albus.’,
scheint ihr Lieblingssatz zu sein. Um es genau zu sagen ist es das, was
sie mir
geantwortet hat, als ich sie um ihre Unterstützung bat. Das,
und dass nicht
ihre Sache sei, was nicht die Belange der Schule betrifft.
Schließlich, wenn
man ihr glauben darf, ist das Wohl der Kinder ihre Hauptaufgabe, und
sie kann
sich nicht in waghalsige Unternehmungen stürzen, die ihren
Einfluss über die
Schule gefährden.“
„Wir brauchen Minerva
nicht!“, sagte er ärgerlich. „Wenn sie
sich in Hogwarts verschanzen will, Merlin, soll sie doch! Minerva mag
Albus’
rechte Hand gewesen sein, aber Sie sind nicht Albus! Der Orden hat
viele
zuverlässige Mitglieder.“
Potter sah ihn nachdenklich an.
„Da ist Hermine… Aber sie
ist so in ihre Trauer verkrochen, seit Ron tot
ist…“
„Gut. Dann geben Sie ihr
etwas, um sich von ihrer Trauer
abzulenken.“, schnappte er. Potters Entschuldigungen
begannen, ihm auf die
Nerven zu gehen. Severus war seit seiner Verhaftung dickfelliger geworden,
aber
manchmal spürte er noch immer sein altes Temperament.
„Du magst Recht
haben…“, meinte Potter. „Aber ich kann
nicht
wirklich mit ihr reden, solange die Überwachung noch da
ist.“
„Sie scheinen eine Menge
Zeit damit verbracht zu haben, sich
davon zu überzeugen, dass Sie nichts tun
können.“, fauchte er wütend.
„Sehr
beeindruckend, wirklich. Nicht sehr passend für einen
Gryffindor, aber ich
wusste ja schon immer, dass Sie im Grunde nur um sich selbst
kreisen.“
Potter ohrfeigte ihn. Hart.
Severus war nicht wirklich
überrascht. Im Gegensatz zu Draco
hatte er sich niemals Illusionen über Potters wahre Natur
gemacht.
„Oh ja!“, zischte
er. „So ist es richtig! Leugnen Sie die
Wahrheit.“ Er zog mit ärgerlichen Handgriffen seine
Robe über den Kopf und fiel
vor dem Bett auf alle Viere. „Nur, wenn Sie mich bestrafen,
sollten Sie es auch
richtig tun. Damit ich den Mund halte, wie es sich gehört
für einen SKLAVEN.“
Potter schloss die Augen verbarg das
Gesicht in den Händen.
„Steh auf und zieh dich wieder an, Severus.“
„Warum, damit Sie ihre
hübsche Illusion ungestört
weiterleben können?“
„Es tut mir
leid.“, sagte Potter leise. „Du hast Recht, mit
allem, und… es tut mir leid.“
Severus stand langsam auf und zog seine
Robe an. „Und? Was
gedenken Sie zu tun?“
Potter ließ die
Hände sinken und sah ihn an. „Sag du es mir.
Du warst der Spion. Du hast die Erfahrung in diesen Dingen. Sag es mir.
Ich
verspreche, ich werde dir zuhören.“
Severus sah den grünäugigen Mann an und war
überrascht zu erkennen, dass er ehrlich
war. Er begann vor dem Bett auf und ab zu gehen.
„Das ist nicht so einfach.
Ich kenne zu wenig von den
Umständen…“
„Wer sucht nun
Entschuldigungen?“, fragte Potter trocken.
„Ich suche keine
Entschuldigungen!“, schnappte er. „Ich sage
nur, dass ich mehr Informationen brauche!“
„Dafür haben wir
nicht die Zeit!“, gab Potter ärgerlich
zurück. „Draco wird bald aufwachen und ich kann ihn
nicht ständig auf diese
Weise zurichten, damit wir uns unterhalten können!“
„Das weiß
ich!“ Severus strich sich mit der Hand über den Kopf,
eine ärgerliche Gewohnheit, da er kein Haar mehr hatte, um es
zurück zu
streichen. „Das Wichtigste ist die Überwachung. Was
würde es kosten, das
Ministerium dazu zu bringen, sie zurückzuziehen?“
Potter zuckte mit den Schultern.
„Eine Menge. Ich weiß es
nicht genau. Dir ist sicher klar dass sie nicht nur euch
überwachen sondern
auch mich, auch wenn sie das nicht zugeben. Das hat es so einfach
gemacht,
Sklaven zu bekommen – sie waren begeistert von der
Gelegenheit, mich so einfach
unter Kontrolle halten zu können. Außerdem
genießen die überwachenden Auroren –
nicht zu vergessen Percy – es, euch leiden zu sehen. Sie
werden das nicht so
einfach aufgeben.“
Severus verzog das Gesicht. Auch wenn er
das gewusst hatte,
widerte es ihn an, es zu hören. „Was müsste
man tun, um ihnen keine Wahl zu lassen?
Die Überwachung dient dazu, Sie zu schützen. Was,
wenn sie sich als nutzlos
erweist? Wenn Sie sich besser selbst verteidigen können, als
die Überwachung es
kann? Es ist ein Bruch der Privatsphäre, wenn sie zudem
nutzlos ist, wie können
sie sie dann noch aufrechterhalten?“ Er sagte nur laut, was
ihm gerade in den
Sinn kam.
„Was würde sie
davon abhalten, euch nach Askaban zurück zu
schicken und zu behaupten, dass sie daran arbeiten, die
Überwachung zu
verbessern? Was hält sie davon ab, meine Argumentation einfach
zu ignorieren?“
„Man braucht ein
Druckmittel… Das größte Problem ist Percy
Weasley. Solange Percy sich dagegen stellt…“
„Aber wenn Percy uns helfen
würde…“, sinnierte Potter.
„Wenn
es einen Grund gebe, die Überwachung fallen zu lassen und
Percy dafür ist…“
„Sie haben doch gerade erst
gesagt, dass Percy es genießt,
zuzusehen. Was könnte ihn dazu bringen, für die
Abschaffung zu sein?“
„Ein
Anreiz…“ Potter lächelte
plötzlich. „Etwas, von dem er
nicht will, dass die Auroren es erfahren. Etwas, das ihn ruinieren
würde, wenn
es an die Öffentlichkeit gelangen würde, selbst wenn
nur eine Person davon
erfährt.“
„Sie haben etwas, um den
Minister zu erpressen?“, fragte er
schockiert.
Potters Lächeln wurde
tückisch. „Oh nein, nicht erpressen…
Es wäre äußerst leichtsinnig, den Minister
zu erpressen. Ein Rat hingegen,
unter Freunden…“
Severus sah ihn verwirrt an.
„Ich verstehe nicht, was Sie
meinen.“
„Das musst du auch nicht,
Severus. Ein kleiner Hinweis
nebenbei unter den Augen der Überwachung, dass Lucius Malfoy
seinen Erben gegen
bestimmte Magie geschützt hat… sagen wir,
Amnesia-Zauber… reicht völlig aus.
Aber was ist mit dem Grund?“
„Wenn ich versuchen
würde, Sie umzubringen, ohne dass die
Überwachung es bemerkt…“, sagte er
kühl.
Potter sah ihn an. „Ist dir
klar, was das heißt, Severus?
Sie würden dich möglicherweise wieder nach Askaban
schicken, auch wenn ich
dagegen bin. Selbst wenn nicht, ich müsste dich bestrafen. Es
wird etwas
dauern, bis die Überwachung unten ist. In jedem Fall
zerstört ein Mordversuch
an mir deine jegliche Hoffnung auf Amnestie.“
Severus zitterte unwillkürlich.
„Ich weiß. Aber Dracos Chancen
sind ohnehin höher als meine. Wenn es uns gelingt, ist
zumindest Draco
gerettet. Ich bitte Sie nur, mich umzubringen, falls… etwas
schief geht. Sie
werden nicht dafür belangt werden, und ich werde in Askaban
ohnehin bald
sterben… nur langsamer.“
„Dir ist schon klar, dass
Draco dem niemals zustimmen würde.
Nicht nur das, er würde mich den Rest meines Lebens hassen,
wenn ich dem
zustimme.“
„Dann darf er es eben nicht
erfahren!“, entgegnete er
ungehalten.
Potter sah traurig auf Draco
hinunter. „Ich hasse es, ihn
anzulügen.“
„Warum?“, fragte
er bissig. „Sie tun es doch jeden Tag. Sie
erzählen ihm, dass er kein Sklave ist, dass Sie es nicht
genießen, ihn zu
verletzen…“
Potter sah schockiert und zornig auf.
„Was?“, fragte Severus
spöttisch. „Wundern Sie sich, dass es mir
aufgefallen ist? Ich zweifle nicht daran, dass Sie sich um ihn sorgen.
Vielleicht verabscheuen Sie ja Ihre eigenen Gefühle, aber
erzählen Sie mir
nicht, dass sie nicht da sind. Ich habe sie in Ihren Augen gesehen. Ich
war ein
Todesser. Ich kenne diesen Blick gut genug.“
Potter starrte auf Draco hinunter und
wandte sein Gesicht
dann ruckartig ab. „Ja.“, zischte er.
„Ein Teil von mir erfreut sich daran,
wenn er sich mir unterwirft. Die Art, wie er sich auf die Lippen
beißt, um
nicht vor Schmerzen aufzuschreien. Die Art, wie er zusammenzuckt, wenn
die
Peitsche ihn trifft. Ich kann nichts dagegen tun. Manchmal frage ich
mich, ob
dein verdammter Meister einen Teil von sich in mir
zurückgelassen hat, als er
zur Hölle fuhr. Sein letzter Triumph… mich zu der
gleichen Abart pervertiert zu
haben, die er war. Wenn ich es aus mir herausreißen
könnte, würde ich es tun.
Ich hasse es… und doch, in diesen Momenten…
genieße ich es. Bist du nun
zufrieden?!“ Potter vergrub gequält das Gesicht in
den Kissen, als könnte er
auf diese Weise die Welt ausschließen.
Eine Sekunde lang hatte Severus das
seltsame Bedürfnis, ihn zu
trösten, aber er unterdrückte es auf der Stelle.
„Weit davon entfernt.“, sagte
er stattdessen. „Ich bin jedoch erfreut, dass Sie sich
endlich die Wahrheit
eingestehen.“
„Welche?“, fragte
Potter kaum hörbar. „Dass ich
widernatürlich bin?“
„Dass Sie sadistisch
sind.“, erwiderte er ungerührt. „Was
nicht widernatürlich ist, aber ein Wesenszug, den Sie
kontrollieren sollten.
Sie können es nicht kontrollieren, wenn Sie es
leugnen.“
Potter atmete tief durch und setzte
sich wieder auf. Er
wirkte erschöpft. „Danke, Severus. Dafür,
dass du mich hasst, hast du schon
immer einen bemerkenswerten Hang dazu gehabt, mir zu helfen. Also, wie
hast du
vor mich umzubringen?“
Severus lächelte. „Na
endlich. Ich dachte schon, wir würden nie
dazu kommen…“
o
Draco hatte in den nächsten
Tagen eine Menge im Garten zu
tun, so dass Severus die meiste Zeit alleine braute. Da er nun
gesünder und
kräftiger war als bei seiner Ankunft, war er auch zu seiner
alten Effizienz
zurückgekehrt. Er musste die Schalen mit Zutaten nicht
beschriften, um zu
wissen, was sie enthielten, auch wenn sie schon geschnitten oder
gemörsert
waren. Es war wirklich nicht schwierig,
„zufällig“ einige Zutaten zu
vertauschen, wenn er mehrere Tränke gleichzeitig braute.
Genauso leicht war es,
zu stolpern, und einen Kessel mit einem Heiltrank umzustoßen,
so das er
unbrauchbar wurde. Zwar wurde er dafür bestraft, aber das war
unwichtig. Was
zählte, war, dass er noch immer eine Probe des
missglückten Heiltranks besaß.
Potter hatte die Angewohnheit, jeden
Morgen einen frisch
gepressten Orangensaft zu trinken. Draco und Severus bekamen
natürlich niemals
Orangen zu essen, wenn sie sie nicht aus Potters Hand aßen.
Es war nicht verwunderlich, dass Severus
nach seiner Bestrafung
tollpatschig genug war, in der Vorratskammer erneut zu stolpern, als er
sich
ein paar Zutaten für seine Tränke holte.
Heiltränke, die
über die Haut aufgenommen wurden, wurden
natürlich auch über die Schale Teil einer Frucht,
sollten sie damit in Kontakt
kommen. Sie verloren dadurch allerdings ihre Wirkung. Eine
geringfügig andere,
wenn auch gleich aussehende Mischung, wurde vereinigt mit der
Säure von Orangen
zu einem geruchlosen Gift. Es schmeckte sehr unangenehm, aber wenn man
es schon
schmecken konnte, war es bereits zu spät. Das Opfer starb
langsam, aber
unausweichlich, denn das Gegenmittel musste frisch sein und konnte nur
an einem
bestimmten Tag des Jahres gebraut werden.
o
Potter streckte die Hand nach seinem
Glas aus und zögerte
kaum merklich, als er es zum Mund führen wollte. Dann drehte
er sich zu ihm um.
„Willst du einen Schluck
Orangensaft, Severus?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein danke, Herr.“ Auch wenn ihn
Potter immer wieder fragte, war das seine gewöhnliche Antwort.
Potter drehte sich zu seinem
Patensohn um. „Wie ist es mit
dir, Draco?“
„Ja, sehr gerne,
Herr.“ Draco öffnete den Mund, so dass
Potter das Glas an seine Lippen halten konnte.
„Nein!“, rief Severus,
kurz bevor Draco trinken konnte.
Draco sah
ihn
verblüfft an. Potter stellte das Glas langsam auf den Tisch
zurück.
„Nein,
Severus?“
„Ich
meine,
ich würde gerne zuerst einen Schluck trinken.“,
erklärte er hastig.
„Wirklich?“,
meinte Potter und drehte das Glas zwischen den
Fingern. „Interessant. Nein, ich denke nicht.“
Dracos Gesichtsausdruck hatte sich
nun zu Verwirrung
gewandelt.
„Ich möchte dir
etwas erzählen.“, sagte Potter, das Glas
noch immer zwischen seinen Fingern drehend. „Wusstest du,
dass Ginny Weasley
wie eine Schwester für mich war? Vielleicht wusstest du es.
Vor zwei Jahren,
bevor der Krieg seinen Höhepunkt erreichte, war ich ein
hochrangiges Ziel von
Voldemorts Befürwortern. Tatsächlich gab es etliche
Anschläge auf mein Leben,
bevor ich siebzehn wurde. Das ist der Grund dafür, dass sie
mir diesen Ring zum
Geburtstag schenkte.“ Er hielt seine Hand hoch, an der sich
ein einfacher
silberner Ring befand. „Er mag dir unscheinbar erscheinen,
aber er hat eine
sehr nützliche Eigenschaft. Er wird warm, wenn er sich in der
Nähe von Gift
befindet.“ Potter umfasste das Glas mit einem harten Griff.
„In diesem Moment
fühlt er sich an, als würde er glühen.“
Severus sprang in einer
fließenden Bewegung auf und griff nach
dem Messer auf dem Tisch. Er hatte jedoch nie eine Chance, Potter damit
zu nahe
zu kommen. Er hatte sich nicht einmal zu Potter umgedreht, als er
bereits von
einem Zauber durch den Raum geschleudert wurde. Er prallte heftig gegen
die
Wand und ließ das Messer fallen.
„Du versuchst mich
umzubringen.“, sagte Potter kalt. Er
stand auf und deutete mit seinem Stab auf ihn während sich
sein Gesicht langsam
zu einer Fratze der Wut verzerrte. „Du…
nutzlose… wertlose… kleine… Missgeburt
versuchst MICH umzubringen?“ Er schrie nun. Potter hatte mit
Sicherheit einen
Hang zur Dramatik.
Dracos Augen hatten sich vor Schock
geweitet und er starrte Severus voll Entsetzen an. „Warum?“, brachte er
schließlich hervor.
„Warum?“,
entgegnete Severus. Der Zauber hielt noch immer seine
Hände an der Wand und er versuchte fruchtlos, dagegen
anzukommen. „Wie kannst
du das fragen, nach allem, was er dir angetan hat? Wie viele
Heiltränke soll
ich noch brauen, bevor es eines Tages zu spät ist? Sollte ich
einfach tatenlos
zusehen, wie er dich langsam umbringt, nur zu seinem sadistischen
Vergnügen?“
„Aber…“,
begann Draco hilflos.
„Geh ins Schlafzimmer und
kette dich an, Draco!“, unterbrach
Potter ihn harsch.
„Aber…“,
wiederholte Draco, diesmal an Potter gerichtet.
„Widersetzt du dich mir
etwa?“, rief Potter zornig. „Muss
ich dich daran erinnern, wer dein Herr ist?“
Draco zuckte zusammen und sah ihn mit
weit aufgerissenen
Augen an. „Nein, natürlich nicht, Herr.“
„Worauf wartest du dann
noch?“
Draco warf ihm einen letzten,
verständnislosen Blick zu,
dann stolperte er hastig aus dem Raum.
Potter lauschte einen Moment auf
etwas Unhörbares und nickte
schließlich zufrieden. Severus nahm an, die
Überwachungszauber hatten ihm gezeigt,
dass Draco tatsächlich im Schlafzimmer war. Dann richtete Potter
seinen Blick
wieder auf ihn und drehte seinen Stab zwischen den Fingern.
„Lass uns doch
einmal sehen, Severus, wie sadistisch ich wirklich sein kann.“
Der Ausdruck in Potters Gesicht rief
erbarmungslos
Erinnerungen in Severus wach. Er hatte plötzlich das
Gefühl, dass dieser Plan ein
großer Fehler war. Nicht, weil er sich im Ministerium
verschätzt hatte, sondern
weil er Potter einen Freibrief gegeben hatte, mit ihm zu tun was immer
er
wollte. Wenn er in Potters Augen sah, wütende, erbarmungslose,
und doch seltsam
lüsterne Smaragde, fiel Severus nicht mehr ein, was der
Unterschied zwischen Grün
und Rot war.
o
Potter bewegte seinen Stab, und Severus
wurde erneut durch den
Raum geschleudert. Er fühlte, wie ein paar seiner Knochen
brachen, als er auf
den Boden prallte. Potter kam ihm nach und schwenkte seinen Stab
erneut. Er
stieß Severus vor sich her, wobei er gegen mehrere Wände
prallte und die Treppen
hinunter fiel, bis sie in seinem Labor waren.
„Ich halte es nur
angemessen, wenn du hier stirbst, denkst
du nicht?“, fragte Potter.
Severus konnte nicht antworten. Er hatte
sich beim Sturz die
Treppe hinunter den Kiefer gebrochen, nicht zu reden von mehreren
Rippen,
seinem linken Arm und seinem Schienenbein.
Potter sah auf ihn hinunter und
murmelte etwas. Wärme
breitete sich in Severus' Brustkorb aus und der Schmerz nahm ein wenig
ab.
Potter schwenkte seinen Stab und Severus'
Robe verschwand. Dann
schlossen sich Ketten aus dem Nichts um seine Handgelenke und rissen
ihn hoch. Severus schrie unartikuliert auf, als sein ganzes Gewicht an seinem
gebrochenen Arm
zerrte.
„Schmerzen,
Severus?“, fragte Potter spöttisch. Er trat ihn
in den Magen, was Severus dazu brachte, erneut aufzuschreien. Er schwang an
den
Ketten hin und her, die sich an der Decke befestigt hatten.
„Das ist erst der
Anfang. Du musst allerdings noch ein wenig Geduld haben. Ich muss mich
zuerst
noch mit jemandem unterhalten.“
Potter ging, die Tür hinter
sich schließend.
Allein in der Dunkelheit,
während Schmerzen durch seinen
Körper zuckten, fielen die Erinnerungen schließlich
über Severus her wie gierige
Raubtiere. Es war einem anderen Kerker zu ähnlich, nur dass er
hier keine
Hoffnung darauf hatte, dass Dumbledore zu seiner Rettung kommen
würde.
Dumbledore hatte ihn gerettet… dennoch war er niemals
wirklich entkommen. Er
war jede Nacht in seinen Alpträumen zurückgekehrt,
und nun waren sie zur
Wirklichkeit geworden. Er schloss die Augen und vermeinte dennoch
Lucius
Malfoys Stimme zu hören, wie sie ihn verhöhnte. Draco
wusste natürlich nicht,
dass es sein Vater gewesen war, der Severus gefoltert hatte, nachdem der
Dunkle
Lord über seinen Verrat herausgefunden hatte. Er ist
tot, sagte er sich
stumm. Er ist tot. Aber auch dieses Mantra brachte
die Stimmen nicht zum
Schweigen.
o
Stimmen drangen langsam zu Severus'
schmerzumnebelten
Bewusstsein durch. Das aufflammende Licht blendete ihn und trieb ihm
Tränen in
die Augen, die ihm die Sicht nahmen.
„Sieht er wie eine
Bedrohung aus?“, fragte Potters Stimme.
„Nein.“ Der Mann, Severus vermutete, es war ein Auror, klang
angewidert. „Dennoch, sind Sie sicher, dass wir ihn nicht
nach Askaban…“
„Nein!“,
unterbrach ihn Potter barsch. „Ich sagte Ihnen
doch, ich will ihn selbst bestrafen.“
„Ja. Ja,
natürlich, Mister Potter. Ich versichere Ihnen, die
ganze Angelegenheit ist uns schrecklich peinlich...“
„Das sollte sie auch.
Können wir diese Farce nun endlich
hinter uns bringen?“
„Natürlich. Sie
haben doch gehört, was der Minister gesagt
hat. Es wird nur wenige Tage dauern…“
„Stunden.“,
verbesserte Potter.
„Stunden, ja
natürlich… Wir werden spätestens morgen
Abend
fertig sein…“
„Heute.“,
verbesserte Potter erneut. „Sie werden noch heute
Abend fertig sein. Wenn ich in…“ Er unterbrach,
wahrscheinlich um auf die Uhr
zu sehen. „… mehr als drei Stunden noch einen Rest
Ihrer lächerlichen, ineffektiven
Spionagezauberei in meinem Eigentum feststelle, werde ich einen solchen
Krach
schlagen, wie Sie ihn noch nie in Ihrem Leben erlebt haben. Verstehen
wir uns,
Auror… Wie-auch-immer-Sie-heißen?“
„Aber Sir, das….
Ja, natürlich, drei Stunden.“
Ein Knackgeräusch wies
darauf hin, dass der Auror appariert
war.
Potter lachte leise und trat auf Severus
zu. Severus blinzelte, um
ihn besser erkennen zu können. Der verschwommene Schemen
gewann langsam klare
Konturen. Er fühlte Potters Hand, die über seinen
Brustkorb strich, beinahe
sanft.
„Wie geht es dir, Severus?
Oh, ich vergaß, du kannst ja
nicht sprechen. Wie dumm von mir.“ Potter lachte erneut.
„Wir werden noch eine
Weile Spaß miteinander haben… aber nicht zum
Vergnügen dieser unfähigen
Auroren… nein, ich werde mich jetzt erst ein paar Stunden
mit deinem Patensohn
amüsieren, und dann…“ Potter
lächelte ihn an und strich mit seinem Daumen über
seine Unterlippe. „Dann werden wir sehen, ob wir ein paar
alte Erinnerungen
wieder aufleben lassen können.“
Sein Atem stockte. Er sagte sich
selbst, dass Potter ihn
gehen lassen würde, sobald die Überwachung abgestellt
war, aber es brachte
nichts. Panik hatte ihn sicher in ihrem Griff. Potters Lächeln
verstärkte sich.
„Ja, Severus, ich
weiß, was passiert ist. Ich habe zu der
Zeit Madame Pomfrey assistiert, da Dumbledore es für sinnvoll
hielt, dass ich
Heilmagie lerne. Ich war da, als du dem alten Mann deinen Bericht
gegeben hast.
Ich bin sicher, dass du Sachen ausgelassen hast. Zum Beispiel, wie es
sich
anfühlte…“
Potters Hand strich von Severus'
Brustkorb nach unten über
seine Hüfte zu der Innenseite seines Schenkels. Severus fuhr
zurück, trotz der
Ketten. Potter lachte und trat einen Schritt zurück.
„Bis bald, Severus.“
Das Licht erlosch und die
Tür schlug hinter Potter ins
Schloss.
o
„Severus…
Severus…“
Die Ketten um seine Handgelenke
lösten sich und er wurde
sanft auf den Boden gelegt.
„Wie konntest du ihm das
antun!“
„Es war
notwendig.“ Potters Stimme zeigte, überraschender
Weise, keine Reue. Severus hatte sich schon an sein ständiges
sinnloses
Entschuldigen gewöhnt.
„Wie kannst du nur
so… herzlos sein!“
Potter lachte. Er klang bitter.
„Severus könnte dir sagen,
dass ich es schon immer war.“
„Das ist nicht wahr! Warum
bist du auf einmal so verändert?
Harry, bitte…“
Severus fühlte das sanfte
Prickeln von Heilzaubern, die seine
Knochen wieder gerade rückten. „Es hat keinen Sinn
mehr dir etwas vorzumachen,
oder?“, erklang Potters Stimme über ihm.
„Schließlich brauche ich dich nicht
mehr zu ficken.“
Stille.
„Das meinst du nicht
so.“ Draco klang erstickt.
„Wirklich
nicht?“, entgegnete Potter emotionslos. „Komm
darüber hinweg, Malfoy. Es war zu deinem
Besten, aber nun ist die
Überwachung abgestellt.“
„Nein…“,
widersprach Draco. Severus konnte die Tränen in seiner
Stimme hören.
Jemand hielt mehrere Phiolen an seine
Lippen und Severus trank
sie widerstandslos, die Heiltränke erkennend. Langsam wichen
die Schmerzen aus
seinem Körper, was bewies, dass der Schaden lange nicht so
groß war, wie er
angenommen hatte. Seine Qual war hauptsächlich psychisch
gewesen. Schließlich
sah er Potter neben sich und Draco etwas entfernt. Potter half ihm,
sich
aufzusetzen und eine Robe anzuziehen. Anschließend zog er ihn
auf die Füße und
half ihm zu seiner Schlafstätte. Er kettete ihn an. Dann schob
er Draco
ebenfalls in den Raum, erschuf eine zweite Kette, und befestigte sie an
Dracos
Halsband. Draco sagte nichts. Er wirkte wie betäubt.
„Es wird nicht lange
dauern.“, sagte Potter. „Ich muss mich
noch um einige wenige Dinge kümmern, bevor ich euch frei
lassen kann. Was immer
auch geschieht, TUT NICHTS.“
Er erschuf eine Lampe an der Decke
und schloss die Tür.
Draco starrte blind auf die
geschlossene Tür. Schließlich
schloss er die Augen und Tränen rannen über sein
Gesicht.
Severus hätte ihn gerne
getröstet, aber er wusste nicht, was er
sagen sollte. Er war unglaublich erschöpft, und er wusste
nicht, warum Potter
sich auf diese Weise verhielt. Schließlich lehnte er sich nur
gegen die Wand
und schloss die Augen. Dracos Schluchzer waren das Einzige, was die
Stille
durchbrach.
Nach einer Weile erfasste Severus ein
merkwürdiges Gefühl. Es
war fast, als wäre die Luft um sie herum elektrisch geladen.
Als Dracos
Schluchzen verstummte, wusste er, dass sein Patensohn es auch fühlte. Das
unangenehme
Prickeln nahm zu, bis Severus merkte, dass es Magie war. Sie durchdrang
alles um sie
herum und zerrte an ihnen, als wären sie unerwünschte
Eindringlinge. Das
unangenehme Gefühl nahm immer mehr zu. Draco keuchte und
schlang die Hände um
sich.
Severus biss die Zähne zusammen.
Es grenzte an schmerzhaft und
schließlich wurde es schmerzhaft. Es war fast, als versuche
die Magie,
gewaltsam in jede Faser seines Körpers zu dringen. Sie
fühlte sich alt und
ursprünglich an, und plötzlich wusste er, was es war.
Es war die Magie des
Hauses, die erwachte. Es musste ein altes Besitztum der Potters sein,
auch wenn
es nicht so aussah. Sie erkannte ihn als einen Fremdkörper,
deswegen bekämpfte
sie ihn. Potters Worte „TUT NICHTS.“ klangen in
seinen Ohren nach, aber er
konnte ihnen nicht gehorchen. Nicht, wenn der Schmerz immer mehr
zunahm. Severus tat
das einzige, was ihm einfiel. Er zwang sich auf die Knie, und begann
ein altes
Ritual, was dem Haus zeigen würde, dass er zu ihm
gehörte.
„Ich, Severus Snape,
letzter Erbe der Snape- Familie,
erkläre mich selbst zum Eigentum von Harry James Potter, Sohn
von James und
Lily Potter. Ich schwöre ihm zu dienen und zu gehorchen, wie
es einem Sklaven
entspricht.“
Die Magie lief durch ihn hindurch. Er
fühlte, wie sie auf
seiner Haut prickelte. Der Schmerz erreichte für den Bruchteil
einer Sekunde
seinen Höhepunkt, dann erlosch er. Das Haus hatte ihn
akzeptiert. Er atmete
erleichtert auf, aber seine Erleichterung erlosch, als er Draco
schreien hörte.
Sein Patensohn wand sich neben ihm unter Schmerzen.
Plötzlich erstarben die
Schreie und Draco erschlaffte. Severus
kniete entsetzt neben ihm nieder und tastete nach seinem Puls. Als er
das
gleichmäßige Schlagen seines Herzens
fühlte, war er beinahe schwach vor
Erleichterung. Draco war nur bewusstlos. Als die magischen Wellen
schließlich
nachließen, sah er sich um. Der Raum in dem sie waren hatte
sich verändert. Er
war größer. Die Wände bestanden aus rohen
Steinquadern anstatt der Betonwände
des Muggelkellers. Die Tür bestand aus Holz und enthielt ein
kleines,
vergittertes Fenster. Sie waren noch immer an die Wand gekettet, aber
die
Ketten waren länger und führten zu schweren
Eisenringen, die in der Wand
eingelassen waren. Auf dem Boden lagen zwei Strohsäcke. Auch
Dracos Halsband
hatte sich verändert, es war nun ein Ring aus Eisen. Ansonsten
sah Draco noch
aus wie zuvor. Für ihn selbst, bemerkte Severus, galt das nicht.
Seine graue
Sklavenrobe hatte sich in eine kunstvoll bestickte Robe aus Seide
verwandelt.
Erst, als er seine Haare ungeduldig aus dem Gesicht strich, fiel ihm
auf, dass
sie nachgewachsen waren. Der Ring um seinen Hals fühlte sich
merkwürdig leicht
an. Als er danach tastete fühlte er ein feingliedriges, eng
anliegendes
Halsband, aus, wie es schien, einem hochwertigerem Metall. Die Kette
führte zu
einem Ring an seinem linken Knöchel, anstatt zu seinem Hals.
Er setzte sich besorgt neben Draco
und wartete darauf, dass
der Junge aufwachte. Nach einer Weile bewegte Draco sich und öffnete
die Augen.
„Severus.“, war
das erste, was er sagte.
Severus lächelte ihm zu.
„Alles in Ordnung, Draco?“
Draco nickte zögernd und
setzte sich langsam auf. Dann
starrte er ihn ungläubig an. „Was ist mit dir
passiert? Deine Kleidung… deine
Haare… und was ist das da auf deiner Stirn?“
„Was?“, fragte Severus
verblüfft. Seine Hand fuhr zu seiner
Stirn. Er fühlte nichts.
„Es ist wie eine kleine
Tätowierung.“, sagte Draco. „Genau
da.“ Er umkreiste mit dem Finger einen Punkt in der Mitte von Severus' Stirn. Dann
zog er Severus etwas zu sich und betrachtete was immer es war genauer.
„Es ist Har…
Potters Wappen! Warum hast du Potters Wappen auf der Stirn? Habe ich
das auch?“
Draco rieb sich über die Stirn, als könnte er es
fühlen.
„Nein.“,
antwortete er. „Da ist nichts.“
„Es ist auch auf deinen
Handrücken.“, sagte Draco.
Severus sah auf seine Hände
hinunter. Draco hatte Recht. Lange nicht
so klein und unscheinbar wie der Punkt auf seiner Stirn anscheinend
war,
bedeckte Potters Wappen seine beiden Handrücken. Es musste das
Haus gewesen
sein. Das Haus hatte ihn verändert…
Plötzliche Resignation erfüllte ihn. Er
wusste, was das hieß.
„Keine Sorge,
Draco.“, sagte er tonlos. „Es wird nicht mit
dir geschehen. Ich habe das selbst verursacht.“
In diesem Moment öffnete
sich die Tür. Potter trat ein und
verharrte. Er starrte Severus an. „Was bei Merlin hast du getan?
Ich habe doch
gesagt, tut nichts!“
Severus senkte den Blick. „Es
tut mir Leid.“
Potter sank gegen die Wand.
„Es tut dir… Weißt du
überhaupt,
was du getan hast?“
„Ja.“, erwiderte
er leise.
„Und du bleibst
dabei?“, fragte Potter ungläubig.
Severus zögerte einen Moment.
„Ja.“, wiederholte er dann. Er
hatte nicht nachgedacht, bei dem was er getan hatte. Sein einziges Ziel
war es
gewesen, dem Schmerz zu entkommen. Nun, im Nachhinein, wusste er nicht
mehr,
was er wollte. Aber er war sich recht sicher, dass es nicht mehr
rückgängig zu
machen war. Er fühlte sich seltsam distanziert, wie
betäubt. Potters Frage
machte keinen Sinn. Er hatte keine Wahl mehr, nicht wirklich.
Potter atmete tief durch, dann
richtete er sich auf. „Also
gut.“ Er sah Severus an. „Ich, Harry James Potter, Sohn
von James und Lily Potter,
Besitzer von Godrics Hollow, erkenne dich, Severus Snape, als meinen
Sklaven
an. Ich schwöre, dich mit Respekt zu behandeln und in Ehren zu
halten, was mit
gegeben wurde. So sei es.“
„So sei es.“,
wiederholte er. Die Magie kribbelte kurz um ihn
herum, dann war sie still.
Potters Blick war noch immer
ungläubig, aber er gewann
schnell seine Fassung zurück. Er schwenkte seinen Stab, und
Dracos und Severus'
Fesseln sprangen auf und fielen klirrend zu Boden.
„Kommt mit.“,
sagte Potter. „Ich zeige euch eure Räume. Ich
bin sicher, ihr habt viele Fragen, aber ihr müsst auch
erschöpft sein. Es ist
am Besten, wir reden morgen.“
Sie nickten schweigend.
Potter führte sie aus dem
Raum heraus. Die Tür führte in
einen steinernen Gang, von dem rechts und links weitere Türen
abgingen.
Offensichtlich hatte sich das ganze Haus verändert und dies
waren die Kerker.
Sie gingen eine schmale Steintreppe hinauf und gelangten in eine
große
Eingangshalle, auf deren beiden Seiten Porträts von Zauberern
und Hexen hangen,
die sie neugierig betrachteten.
„Sieh an, sieh
an…“, sagte eine Severus bekannte Stimme.
„Wenn
das nicht…“
Er sah sich zu dem Sprecher um und
diesem erstarben die
Worte auf der Zunge.
Severus grinste unwillkürlich.
Wer hätte gedacht, dass er es noch
einmal erleben würde, dass James Potter die Worte fehlten.
„Das kann nicht wahr
sein.“, sagte das braunäugige Ebenbild
von Harry Potter schließlich stockend.
„Ja, es ist Severus Snape,
wenn du dich das fragst, Vater.“,
sagte Potter zu dem sprachlosen Porträt. „Ich warne
dich… Wenn ich mitbekomme,
dass du ihn beleidigst, so unwesentlich es dir auch scheinen mag, wirst
du dich
auf dem Dachboden wieder finden. Bevor du es sagst… ich
kenne Zauber, die
verhüten, dass du die anderen Porträts
besuchst.“
James Potter starrte seinen Sohn
ungläubig an. Jemand in der
Nähe applaudierte. Als er sich umdrehte, sah er das
Porträt von Lily Potter auf
der anderen Seite. „Gratuliere, Sohn.“, sagte sie
lächelnd. „Ich habe sein
Leben lang versucht, Vernunft in diesen Dickschädel zu
hämmern. Es gibt
allerdings etwas, das mich stört…“
„Später,
Mum.“ Potter lächelte ihr zu. „Wir sind
alle müde.“
Er winkte ihnen, und sie gingen die große Treppe hoch in den
ersten Stock.
Das kleine Haus hatte sich in ein
ehrwürdiges altes
Herrenhaus verwandelt. An der Decke hingen Kronleuchter und in den
Lampen an
der Seite tanzten Feuerfeen. Sie betraten einen langen Gang und Potter
blieb
schließlich vor einer Tür stehen.
„Das sind deine
Räume, Draco.“
Draco verzog das Gesicht.
„Sind wir wieder bei Vornamen, Potter?“
Potter zuckte leicht zusammen.
„Was immer du willst.“, sagte
er kühl.
Draco warf ihm einen bösen
Blick zu und stieß die ihm
bedeutete Tür auf, um sie gleich darauf hinter sich
zuzuschlagen.
„Warum behandeln Sie ihn
so?“, fragte Severus, als sie weiter
gingen. „Ich weiß, er ist Ihnen nicht
gleichgültig.“
Potter lächelte ihm
flüchtig zu. „Ist es dir wirklich
angenehm, mich zu siezen, während ich dich duze, Severus? Ich
fühle mich
versucht, dich ebenfalls wieder zu siezen, aber es erscheint
merkwürdig nach
all der Zeit.“
Severus zuckte mit den Schultern.
„Ich habe mich daran gewöhnt.
Sie können mich wohl kaum wieder mit Professor anreden, und
ich muss gestehen,
es würde mir merkwürdig vorkommen, wenn Sie mich als
Sir bezeichnen.“
Potter lachte.
„Ich weigere mich
allerdings, Sie ‚Harry’ zu nennen.“, fuhr
er fort. „Also sollten wir wohl einfach dabei bleiben, wie es
jetzt ist. Sie
haben im Übrigen nicht meine Frage beantwortet.“
Potter seufzte. „Du
könntest mich duzen und trotzdem Potter
nennen, weißt du?“
Severus warf ihm einen bösen
Blick zu und Potter lächelte
resigniert.
„Du weißt doch am
Besten, was ich bin, Severus. Ich könnte
niemals der Liebhaber sein, den er verdient. Nicht, solange ich noch
solche
Macht über ihn habe. Es ist das Beste. Vielleicht, wenn er
eines Tages frei ist
und mich noch immer will… aber das bezweifle ich stark. Was
immer er glaubt,
für mich zu fühlen ist doch nichts als Notwendigkeit.
Es wird vergehen, sobald
er seine Abhängigkeit von mir verliert, und dann wird er mich
hassen, weil ich
ihn zu dem gemacht habe, was er jetzt ist. Zu Recht.“
Severus betrachtete den jungen Mann neben
sich nachdenklich. Wie
hatte er ihn nur jemals für einen selbstsüchtigen
Ignoranten halten können?
„Gryffindor.“, sagte er schließlich das
erste, was ihm einfiel.
Potter lachte lauthals.
Schließlich blieben sie vor
einer weiteren Tür stehen.
„Dies sind deine
Räume.“, sagte Potter, Severus mit einem
ernsten Blick bedenkend. „Ich werde dich in diesem Haus wie
einen Gast
behandeln, und du musst dich auch nicht anders verhalten. Was immer die
Magie
dieses Hauses über unser Verhältnis sagt, ich kann
seine Grenzen festlegen, und
ich bestimme, dass du mir in keiner Weise dienen musst. Wir werden
morgen einen
Stab für dich finden, nun, da du wieder zaubern kannst, und du
bist frei damit
zu tun, was immer du willst.“
Severus musterte ihn nachdenklich.
„Was, wenn ich mich
entscheide, Ihnen zu dienen?“
Potter zuckte leicht zusammen und
wich seinem Blick aus.
„Bitte tu das nicht. Ich bin kein geeigneter Herr
für irgendjemanden.“
„Ich kann verstehen, warum
Sie das denken.“, sagte er
langsam. „Gute Nacht, Potter.“
Potter lächelte
flüchtig. „Gute Nacht, Severus. Ich habe
Dobby angewiesen, dir eine Phiole Traumloser-Schlaf neben das Bett zu
stellen.“
Severus verharrte kurz, bevor er die
Tür öffnete. „Danke.“